Selbstsabotage: Warum wir uns manchmal selbst im Weg stehen

Birthe Claußen
von Birthe Claußen

Kennst du das? Du hast ein Ziel vor Augen, vielleicht eine neue berufliche Chance, eine gesündere Lebensweise oder eine tiefere Beziehung – und doch hält dich etwas zurück. Plötzlich findest du Ausreden, zögerst oder triffst Entscheidungen, die dich von deinem Ziel entfernen. Das ist Selbstsabotage, ein Phänomen, das uns oft unbewusst steuert und tief in unserer Psyche verankert ist.

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Was ist Selbstsabotage?

Selbstsabotage ist jedes Verhalten oder Denkmuster, das dich davon abhält, das zu erreichen, was du dir eigentlich wünschst. Es zeigt sich in Prokrastination, Selbstzweifeln, Perfektionismus oder destruktiven Gewohnheiten. Oft bemerken wir es erst, wenn wir uns wieder einmal an derselben Stelle im Kreis drehen.

Warum sabotieren wir uns selbst?

Angst vor Veränderung

Veränderung bedeutet Unsicherheit. Selbst wenn du rational weißt, dass eine Veränderung gut für dich wäre, kann dein Unterbewusstsein sie als Bedrohung wahrnehmen. Es hält dich in alten Mustern fest, weil sie vermeintlich Sicherheit bieten. Auch wenn der Status quo unzufriedenstellend ist, scheint er zumindest vertraut. Der Sprung ins Unbekannte fühlt sich riskanter an als das Ausharren in einer unbefriedigenden Situation.

Tief verankerte Überzeugungen

„Ich bin nicht gut genug“, „Ich verdiene das nicht“ oder „Ich werde sowieso scheitern“ – solche Glaubenssätze wurzeln oft in unserer Kindheit und prägen unser Verhalten. Vielleicht wurdest du für Fehler hart kritisiert oder hast gelernt, dass Liebe und Anerkennung an Leistung geknüpft sind. Diese Überzeugungen begleiten uns unbewusst ins Erwachsenenleben und beeinflussen, welche Chancen wir ergreifen oder uns selbst verwehren.

Perfektionismus: Ein zweischneidiges Schwert

Perfektionismus kann antreiben und zu Höchstleistungen motivieren – aber er kann auch lähmen. Psychologisch betrachtet gibt es zwei Arten von Perfektionismus:

Der gesunde Perfektionismus hilft dir, deine Fähigkeiten zu verbessern, ohne dich selbst zu zerstören. Du setzt hohe, aber erreichbare Standards und kannst mit Fehlern konstruktiv umgehen. Neurotischer Perfektionismus hingegen wird zum Selbstwertmaßstab. Fehler erscheinen als Katastrophe, und der Druck, makellos zu sein, führt zu Prokrastination, Selbstkritik und Angst vor dem Scheitern. Oft resultiert daraus ein Gefühl der Unzulänglichkeit, das Selbstsabotage begünstigt.

Vergleiche: Das Gift der Selbstsabotage

Dank Social Media vergleichen wir uns ständig mit anderen – und meist mit einer idealisierten Version ihres Lebens. Du siehst die beruflichen Erfolge, die glücklichen Beziehungen, die scheinbar perfekte Work-Life-Balance – und fühlst dich selbst unzulänglich. Dieses ständige Messen führt dazu, dass wir unsere eigenen Erfolge kleinreden oder uns für nicht gut genug halten. Doch Vergleiche sind unfair, weil sie oft Äpfel mit Birnen gleichsetzen. Anstatt dich mit anderen zu vergleichen, frage dich: Wo stehe ich im Vergleich zu meinem eigenen Gestern? Dein Wachstum ist das, was zählt.

Das Upper Limit Problem: Angst vor zu viel Glück

Ein faszinierendes Konzept aus der Psychologie beschreibt die unbewusste Angst, zu erfolgreich oder zu glücklich zu sein. Vielleicht hast du tief verankerte Überzeugungen wie „Ich darf nicht glücklicher sein als meine Familie“ oder „Zu viel Erfolg macht einsam“. Wenn wir uns unbewusst als „zu glücklich“ empfinden, sabotieren wir unser eigenes Glück – sei es durch unüberlegte Entscheidungen, Konflikte oder den Rückzug aus Chancen. Unser inneres Thermostat für Zufriedenheit und Erfolg ist auf ein bestimmtes Level eingestellt. Wenn es überschritten wird, bringen wir uns selbst unbewusst zurück auf das vertraute Niveau.

Wie kannst du Selbstsabotage überwinden?

Der erste Schritt ist, deine Muster zu erkennen. Wann zögerst du? Welche Situationen lösen Widerstand in dir aus? Je klarer du deine eigenen Verhaltensweisen durchschaust, desto besser kannst du gegensteuern.

Hinterfrage deine Glaubenssätze: Ist das wirklich wahr? Oder ist es eine alte Geschichte, die du dir immer wieder erzählst? Ersetze limitierende Überzeugungen durch neue, stärkende Gedanken. Statt „Ich bin nicht gut genug“ könnte es heißen: „Ich bin auf dem Weg, besser zu werden.“

Setze kleine, erreichbare Ziele. Veränderung ist leichter, wenn sie nicht überwältigend wirkt. Jeder kleine Schritt erweitert deine Komfortzone.

Akzeptiere deine Angst, aber handle trotzdem. Angst ist ein normaler Begleiter, wenn wir wachsen. Sie wird nie ganz verschwinden – aber du kannst lernen, trotz Angst zu handeln.

Manchmal ist es schwer, aus alten Mustern allein auszubrechen. Coaching, Therapie oder der Austausch mit vertrauensvollen Menschen können helfen, blinde Flecken aufzudecken und neue Wege zu gehen.

Dein größter Gegner bist oft du selbst – aber auch dein größter Verbündeter

Selbstsabotage ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schutzmechanismus, der uns vor dem Unbekannten bewahren will. Doch echtes Wachstum passiert außerhalb dieser Begrenzungen. Sobald du erkennst, wie du dich selbst ausbremst, kannst du bewusst gegensteuern – und dein Leben aktiv nach deinen Vorstellungen gestalten.

Es lohnt sich, dir selbst nicht länger im Weg zu stehen.

Birthe Claußen
Birthe Claußen
Ich bin Birthe, Gründerin von muutu und Aktivistin für psychische Gesundheit. Und nein – bei muutu geht’s nicht um Wellness, nicht um Selbstoptimierung und schon gar nicht um „Tschaka, du schaffst das!“-Coaching. Hier gibt’s keine schnellen Tipps oder gut gemeinte Ratschläge, sondern echte, nachhaltige Veränderungsprozesse. Es geht ums große Ganze: um deine Wünsche und Ängste, um alte Muster und neue Wege. Um psychische Gesundheit – tiefgehend, ehrlich und langfristig. Weil das Leben nicht nur besser funktioniert, wenn du dich veränderst, sondern sich wirklich gut anfühlen darf.

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