Wir sollen produktiver arbeiten, gesünder essen, effizienter trainieren, achtsamer leben, unsere Beziehungen optimieren und dabei natürlich stets ausgeglichen bleiben. Klingt anstrengend? Ist es auch. Der Trend zur Selbstoptimierung hat längst eine Dimension erreicht, die nicht mehr gesund ist – sondern krank macht.
In unserer Gesellschaft ist Selbstverbesserung zur Pflicht geworden. Apps tracken unseren Schlaf, Smartwatches überwachen unsere Herzfrequenz, Podcasts und Bücher lehren uns, wie wir noch erfolgreicher, fokussierter und resilienter werden. Wer sich nicht ständig weiterentwickelt, bleibt auf der Strecke – so zumindest die unterschwellige Botschaft.
Doch wo endet gesundes Wachstum, und wo beginnt zwanghafte Selbstoptimierung? Der Druck, immer "die beste Version von sich selbst" zu sein, führt bei vielen nicht zu mehr Zufriedenheit, sondern zu Stress, Selbstzweifeln und Erschöpfung. Die Ironie: Ausgerechnet das, was uns glücklicher und erfolgreicher machen soll, treibt uns in den Perfektionismus und in die innere Leere.
Hinter dem Selbstoptimierungswahn steckt oft ein tief verwurzelter Glaube: Ich bin nur wertvoll, wenn ich mich verbessere. Doch wenn unser Selbstwert davon abhängt, wie viele Schritte wir täglich gehen oder wie diszipliniert wir unsere Routinen einhalten, machen wir unser Wohlbefinden von äußeren Maßstäben abhängig. Es ist ein Hamsterrad ohne Ziel – denn es gibt immer ein "noch besser".
Gleichzeitig befeuert die Social-Media-Welt diesen Perfektionismus. Überall begegnen uns Bilder von durchtrainierten Körpern, durchgestylten Morgenroutinen und perfekt organisierten Workflows. Wer da nicht mithält, fühlt sich schnell unzureichend.
Gesunde Entwicklung bedeutet nicht, sich ständig zu optimieren. Sie bedeutet, mit sich selbst in Kontakt zu sein, sich zu erlauben, auch mal stehen zu bleiben und das Leben nicht als eine ständige Baustelle zu betrachten. Statt sich in To-Do-Listen und Selbstverbesserungsprogrammen zu verlieren, wäre es oft hilfreicher, sich zu fragen:
Wirkliche mentale Gesundheit entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Akzeptanz. Wir sind keine Maschinen, die auf Höchstleistung programmiert werden müssen. Wir dürfen Pausen machen, Fehler machen, unproduktiv sein. Und vor allem dürfen wir uns selbst genug sein – genau so, wie wir sind.
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